Wie haben sich die ADHS-Symptome bei dir geäußert und wie äußern sich diese heute?
Früher habe ich mich immer in meinen Gedanken verloren und habe vor allem in der Schule oft aus dem Fenster gestarrt. Ich war unordentlich, hatte extreme Prüfungsangst und war schnell mit Dingen überfordert - vor allem wenn es um etwas komplexere Themen ging. Auch wenn ich eine Aufgabe vor mir hatte, die ich einfach hätte lösen können, fiel es mir sehr schwer einen Lösungsansatz zu finden und die Überforderung ging schnell in Verzweiflung über. Im Grunde sind die Symptome auch im Erwachsenenalter noch sehr ähnlich. Die Symptome äußern sich heute natürlich anders, weil es früher hauptsächlich in Bezug auf Schule und Lernen aufgefallen ist. Alles was damit zu tun hat, dass ich eine Leistung erbringen muss – wie zum Beispiel Haushaltsaufgaben, überfordert mich zum Beispiel immer noch. Ich denke dann nicht strategisch und überlege mir, wie ich es am besten aufteilen kann, sondern sehe nur den Haufen Arbeit und verzweifle. Das Anfangen fällt mir dabei am schwersten. Ich versinke dann in Gedankenspiralen und springe im Kopf von einem Thema zum nächsten. Ich denke dann an tausende Dinge mehr oder weniger gleichzeitig - als hätte ich im Kopf ganz viele Computer-Tabs offen, in denen ich hin und her springe. Wenn ich wiederum für meine Kinder oder ganz „fremde“ Menschen etwas organisiere oder plane, klappt das komischerweise ganz gut und macht mir Spaß. Das ist für viele unerwartet. Auch auf meine berufliche Laufbahn hatte die AD(H)S Auswirkungen. Ich habe vieles, was ich angefangen habe, nicht zu Ende gebracht. Das liegt mitunter daran, dass ich nicht sonderlich kritikfähig bin. Ich gewichte Kritik viel zu stark, sodass diese mich nicht so schnell loslässt.